1873 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Peter, Carl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Der beginnende Verfall.
69
Olympiaden- jahr. Jahr vor Chr. Politische Geschichte.
Lxxxyiii, 4. 425. Die Athener machen feindliche Landungen auf dem Gebiet von Korinth44), setzen sich auf Methone fest45) und erobern Anaktorion46).
Lxxxix,!. 42447). Nikias nimmt Kythera und plündert von hier aus die lakonische Küste und andere Gegenden des Peloponneses48). In Sicilien wird durch eine Vereinbarung der kämpfenden Parteien der Friede herge- stellt, die Athener kehren von da nach Hause zurück49). Nisäa von den Athenern genommen50). Höhepunkt des Glückes der Athener; Muthlosigkeit der Spartaner51). Brasidas zieht zu Lande nach der thrakischen Küste52) und bewirkt daseihst den
Abfall der meisten Städte der Halbinsel Chalkidike vom athenischen Bündniss53). Die Athener bei einem Einfall in Böotien bei Delion völlig geschlagen54).
44) Thuc. Iv, 42 — 45.
45) Thuc. Iv, 45.
46) Thuc. Iv, 49.
47) Thuc. Iv, 52 — 116. Diod. Xii, 66 — 70.
48) Thuc. Iv, 58 — 54. Die Unternehmung geschah unter
Führung des Nikias und Nikostratos und war von grosser Wich-
tigkeit, weil die Athener dadurch eine zweite Station gewannen,
von wo sie Lakonika und den übrigen Peloponnes beunruhigen
konnten, das. 54 — 57. Von hier aus machten sie auch eine Lan-
dung in Kynuria, eroberten Thyrea und nahmen die Aegineten
gefangen, die dort nach ihrer Vertreibung von Aegina (s. Anm. 7)
eine Zuflucht gefunden hatten, jetzt aber alle hingerichtet wurden,
das. 56 — 57.
49) Thuc. Iv, 58 — 65. Es geschah besonders auf Betrieb
des Syrakusiers Hermokrates, das. 58, und zum grossen Verdruss
der Athener, das. 65.
50) Thuc. Iv, 66 — 69. Sie würden auch Megara genommen
haben, wenn Brasidas nicht in der Nähe gewesen wäre und es ver-
hindert hätte, das. 70—74.
51) S. des. Thuc. Iv, 55: yeyevr)fxivov fxev tov inl rrj vrjgtg
na&ovg etvexnigtov xal fxeyaxov, Iivxov (Г iyojuevr]g xal Kv&r\-
geov xal navrays&ev G (рад ледееатеьтод noxiytov тауеод xal
angoepvxctxtov, еооте naget то eleo&bg Inneag Tetgaxogiovg хате-
Gtriaavto xal то^отад, eg те та лохе/геха elneg лоте ¡иахюта
Sri oxvtigotegoi iyivovro, ¡¡Wegteoteg naget ttjv vnagyovgav
Gtptsv Isiav Trjg nagaaxevfjg vavtixeg ayeavi xal tovto ngog
Axh]vatovg, oig то per] ineysigov/uevov del ixxmeg qr тrjg Soxrj-
oewg те ngex'zetv. xal ct/ua та щд тvyr\g noxxa xal iv oxiyeg
^vfxßetma naget Xoyov avtolg exnxrj^iv цеусатцу nagelyev.
52) Der Zug wurde auf die Einladung der Chalkidier und des
Königs von Makedonien Perdikkas unternommen, Thuc. Iv, 79.
(Perdikkas ist der erste makedonische König, der einigen Einfluss
auf die griechischen Verhältnisse ausübt. Vor dem peloponnesi-
schen Kriege war er mit den Athenern verbündet, verfeindete
sich aber dann mit ihnen und stand seitdem bald auf der Seite
der Athener, bald ihrer Gegner, s. Thuc. I, 56 — 63. Ii, 29. 80.
95 —101. Iv, 79: noxi/uiog uev ovx tov ix tov epavegov, epoßoii-
fievog de xal aiitög ra naxaea Siaepoga twv A&rivaieov.) Ueber
den Zweck des Zuges, s. Thuc. Iv, 80: reüv yag A^r\vaieov
iyxelfxeveav trj nexonovvrjaeg xal ovy rjxiota rfj ixeiveov yrj
T]Xni£ov anotgiipai aiitovg fiaxiara, el avtinagaxvnolev neu-
epavteg inl Tovg gvfa/uctyovg aiittüv Gtgateetv, ctxxeog te xal
Etoi/utijv ovttov Tgitfeev te xal inl anogttxget Gepag inexaxou-
fieveov, vgl. ebendas. 81. Brasidas führte den Zug mit grosser
Kühnheit zu Lande aus, mit 1700 Hopliten, worunter 700 Helo-
ten (die nachher freigelassen wurden, Thucyd. V, 34), Thucyd.
Iv, 78 — 80.
53) Zuerst fallen Akanthos und Stageiros ab, Thucyd. Iv,
84 — 88, dann im Winter Amphipolis, ebend. 102 —106, hierauf
Torone u. a. Städte. (Der Geschichtschreiber Thukydides, welcher
mit einer kleinen Flotte bei Thasos stand, eilte zur Unterstützung
von Amphipolis herbei, konnte aber nur Eion retten, das. 107,
und wurde desshalb verbannt, daselbst V, 26; über die Wichtigkeit
von Amphipolis * s. das. Iv, 108). Ueber die Stimmung der Städte,
s. Thuc. Iv, 108: at nbxsig — at twv ¿ixhjvaccov vnr\xooi —
/aaxigra Srj inrjglxrjgav ig t6 veeotegi&tv xal inexrjgvxevovro
ngog ai/Tov xgvepa, imnagievai te xexevovteg xal ßovxo/uevoe.
avtol exaotoi ngeotot anogttjvai, über Brasidas s. das. 81: t6
yag nagavtixa eavtöv nagaoyenv Sixaiov xal /airgiov ig rag
noxeeg ansgti)Ge Ta noxxa, 108: xal iv toig Xoyoig navrayov
isr)Xov eog ixeod-egeoatov tt]v 'Exxasa.
54) Der Einfall in Böotien war ein Theil eines combinierten
Planes auf die Unterwerfung von Böotien; Demosthenes sollte von
Siphä am korinthischen Meerbusen her in das Land eindringen,
während Hippokrates über Oropos einfiel. Beide rechneten auf
die Unterstützung einer demokratischen, Athen ergebenen Partei.
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Der beginnende Verfall.
79
Olympiaden- jahr. Jahr vor Chr. | Politische Geschichte. Kunst und Literatur. :
Xcii, 1. 412. Bündniss mit dem persischen Satrapen Tissaphernes104), bringt nach und nach Chios, Erythrä, Klazomenä105), Teos106), Miletos107), Lebedos, Erä108), Lesbos109) und im Laufe des Winters auch Rhodos110) zum Abfall von Athen. Athen, den Spartanern allmählich eine Flotte von über 100 Schiffen entgegenstellend111), nimmt Teos, Les- bos und Klazomenä112) wieder und greift Chios an113).
Alkibiades, der sich vor den Nachstellungen der Lakedämonier zum Tissaphernes geflüchtet114), unterhandelt mit den Athenern auf Samos über seine Zurückberufung 115). Vor- bereitungen zum Sturz der Demokratie in Athen116).
Xcii, 2, 411117). Oropos den Athenern von den Böotiern entrissen118). Kunstmässige politische
104) Für diesen entschied man sich zuerst, Thuc. Viii, 6, und
es wurden nach und nach bis zum Ende "Winters 411 drei Verträge
. mit ihm abgeschlossen, das. 18. 37. 58. Die beiden ersten dersel-
den räumten dem König Alles wieder ein, was er und seine Vor-
fahren besessen: später fanden dies die Spartaner selbst ihrer
unwürdig (das. 43: Shvov efoca el ywgag ogrjg ßaoixevg xal oi
ngoyovoe rjol-av nqoisqov, Tavtrjg xal vvv agtwoei xqattzv'
ivrjv yäg xal vrjaovs anagag mixtv Sovxtveiv xal Qfggaxiav
xal Äoxqovg xal tu (¿fyge Bolwtwv, xal avr Ixev&sgiag av
Mrj&ixrjv aq/riv roig 'Exxrjgt тovg yiaxsdaiixoviovg Tttgi&etvai)
und schlossen daher den dritten Vertrag, in welchem aber immer
noch dem König ganz Asien überlassen war. Dagegen versprach
Tissaphemes ihnen Sold zu zahlen.
105) Thuc. Viii, 11 —14. Dieser wichtige Erwerb (über die
damalige Macht und Blüthe von Chios s. das. 15. 24. 45) wurde
für die' Spartaner hauptsächlich durch Alkibiades gewonnen, der
es durchsetzte, dass die Spartaner, als die weitere zur Mitwirkung
bestimmte Flotte durch die Athener zurückgehalten wurde (das.
7 —11), mit 5 Schiffen voraussegelten, und mit diesen die Chier
zum Abfall bewog.
106) Thuc. Viii, 16.
107) Thuc. Viii, 17.
108) Thuc. Viii, 19.
109) Thuc. Viii, 22 — 23.
110) Thuc. Viii, 44.
111) Es werden nach und nach von den Athenern erst 8 Schiffe
unter Strombichides, Thuc. Viii, 15. 16, dann 10 unter Thrasy-
kles, das. 17, 16. unter Diomedon, das. 19, 10. unter Leon, das.
23, 48. unter Phrynichos, Onomakles und Skironides nebst 3500
Hopliten (1000 von Athen, 1500 von Argos, 1000 von andern
Bundesgenossen), das. 25, und endlich 35 unter Charminos, Strom-
bichides und Euktemon, das. 30, zum Krieg gegen den Feind in
den Archipel geschickt. Nach allen diesen Sendungen erscheinen
einmal 104 Schiffe auf einen Punkt vereinigt, das. 30.
112) Thuc. Viii, 20. 23.
113) Thuc. Viii, 24. 30. 38. 40. 55. Die Athener sind im
Besitz mehrerer fester Plätze auf der Insel, von wo aus sie die
Stadt hart bedrängen. Ihr Standquartier haben sie in dieser Zeit
regelmässig in Samos, das. 21.
114) Thuc. Viii, 45. Flut. Ale. 24.
115) Thuc. Viii, 45 — 52. Flut. Ale. 24— 26. Alkibiades bewog
den Tissaphernes, mit der Unterstützung der Spartaner zurückzu-
halten und statt ihnen durch Hülfeleistung zum Siege über die
Athener zu verhelfen, vielmehr beide kämpfende Theile sich gegen-
seitig durch den Krieg aufreiben zu lassen; den Athenern auf
Samos aber spiegelte er vor, dass er ihnen die Hülfe Persiens
zuwenden wolle, wenn sie nur die Verfassung ändern wollten. Thuc.
Viii, 48: o Axxißiu&rjg, otieq xal r;V, ovdev ladlhov oxiyagyiag.
rj drjfaoxqutiag dtlg&ai, töoxei aiaw (r<p <Pqvvcxw) rj axxo tl
Gxoneig&ui rj ötw rgonw ¿x tov nagovrog xogfxov rrjv noxiv
[istuorrigag vtto twv kxaigwv Tiagaxxrj&elg xaztigi.
116) Peisandros wird von der Flotte auf Samos, welche ge-
neigt ist, auf die Anträge des Alkibiades einzugehen, nach Athen
geschickt, um dort die Zurückberufung des Alkibiades und die
Aenderung der Verfassung zu bewirken, Thuc. Viii, 49. Das Volk,
auch seinerseits nicht abgeneigt, giebt ihm Vollmacht, mit Tissa-
phernes und Alkibiades zu unterhandeln, das. 53 — 54. 54: xal 6
fitv Jjsigavsgog Tag ts 2-vvwjuoa(ag, ainsg ¿Tvyyavov tiqoteqov
h t7j 7t6xn ovoai ¿nl dixaig xal agyalg, laiagug t7itx&<bv xal
Tiaquxfxsvga/xsvog entwg ¡jvgtguiftvreg xal xoivrj ßovxevga/usvoi
xatuxvgovgc tov örjfiov, xal tdxxa nagagxevügag Inl xoig
7iagovgiv wgts fxrjx^Ti diu(x£Xxf.g&ui, ai)Tog Mir« twv d£xa
avdgwv tov nxovv wg tov Tiggarp^gvrjv noitltai. Alkibiades
weiss zunächst die Athener hinzuhalten, das. 56. (Tissaphernes
scbliesst darauf, um die Spartaner nicht zu sehr von sich zu
entfremden, den oben Amn. 104 erwähnten dritten Vertrag mit
ihnen.)
117) Thuc. Viii, 61 bis zu Ende. Xen. Hell. I, 1. [Die ven
§.11 des ersten Kapitels der Hellenika bis zu Ende desselben
erzählten Vorgänge fallen gegen Ende des Winters 411/0, s. Anm.
129, und gehören also nach der Thukydideischen Jahresrechnung,
der auch Xenophon in den beiden ersten Büchern folgt, noch in
das Jahr 411, den Kalenderjahren nach aber in das Jahr 410.]
Hiod. Xiii, 38 — 46. Flut. Ale. 26 — 27. [Bei Diodor sind die
Ereignisse dieses Jahres in zwei Archontenjahre vertheilt; das
Gleiche findet hinsichtlich der Vorgänge des Jahres 406. statt;
dagegen sind unter den Jahren 409 und 408 wieder die Ereignisse
von zwei Jahren «usammengefasst.]
118) Thuc. Viii, 60: Tfxfvtwvtog ijör] tov yfifxwvog.
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90
Vierte Periode. 431 — 338 v. Chr.
Olympiaden- jahr. Jahr vor Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur.
Xcy, 4. 397. Verschwörung des Kinadon in Sparta167). Geschichtschreiber: Xe-
nophon1*), Ktesias"),
Xcyi, 1. 396. Agesilaos in Kleinasien; seine glücklichen Unternehmungen Philistosdd).
gegen die persischen Satrapen 168).
167) Xen. Hell. Iii, 3, 4 —11. Vgl. Aristot.pol. V, 6, 2. Die
Verschwörung trug sich zu ovnoo iviavxov ovxog iv irj ßaoixeia
Ayrjoixaov, Xen. a. a. 0. §. 4. Von Kinadon, dem Urheber dersel-
den, heisst es das. §. 5: ovtos d" rjv xal xb eldog veavigxog, xal
xr)V xpv/fjv evqwgxog, ov fiivxoe x (Sv öfxoiwv (über die bfioioi
vgl. Xen. de rep. Lac. X, 7, Xiii, 1. 7. Anab. Iv, 16, 4 und
Arist. a. a. 0., den Gegensatz derselben bilden die vno/ueioveg,
Xen. a. a. 0. §. 6); er selbst giebt als den Zweck seines Unterneh-
mens an /urjdevog rjxxcov eivai iv Aaxedai/uovi, das. §. 11. Das
Bemerkenswertheste dabei ist ausser der grossen Gefahr, in welcher
Sparta schwebte, dass bei dieser Gelegenheit zuerst die ausserordent-
lich geringe Zahl der vollberechtigten Spartiaten zum Vorschein
kommt. Derjenige, welcher die Verschwörung zur Anzeige bringt,
erzählt oxi o Kivadwv ayayoiv avxov inl xo 2gyaxov xrjg ayoqccg
aqisfirjgai xexevoe onbaoi Xnaqxidxai eiev iv xrj ayoqa' xal
iyu), €(pr], aqod-fir\Gag ßagixia xe xal ¿(pbqovg xal ytqovxag xal
axxovg ibs xexxaqdxovxa, rjqo[ur\v, xl dr\ /ue xovxovg, w Kivadcov,
xexeveig äqi&fxrjöai; o de eine, Tovxovg, i(pt], vo/uici ooi no-
Xefxiovg eivai, xobg dt axxovg navxag Gv/ufuaxovg nxeov rj xexqa-
xtgyixcovg ovxag xovg iv xrj ayoqa' imdeixvvvat 6’ avxov, ecprj,
ev xcdg odotg evsa /uev eva, ivd-a de dvo noxe/xiovg änavxcovxag,
xovg ct axxovg anavxag Gv[x,[xa%ovg, xal oooi dh iv xoig ycoqiotg
Xnaqjlaxtov xvyoiev ovxeg, eva ¡uev noxi/uov xov deanoxrjv,
Gv/ufia/ovg <T iv exaoxh) noxxovg, das. §. 7. Ueber den Hass,
den die Heloten, Neodamoden, die vno/ueioveg und die Periöken
gegen die Spartiaten hegten, s. das. §. 6. Durch jenen Angeber
wird die Verschwörung vereitelt und an allen ihren Theilnehmern aufs
Furchtbarste bestraft, das. §.11, vgl. Polyaen. Ii, 14, 1.
168) Xen. Hell. Iii, 4, 1 —15. Nach Unterdrückung der Ver- ■ -
schwörung des Kinadon (das. §. 1) erbietet sich Agesilaos auf die |
Nachricht, dass der Perserkönig grosse Rüstungen mache, den l x
Oberbefehl in Asien seihst zu übernehmen, und tritt dann im Früh- | -
jahr 396 den Zug dahin mit 30 Spartiaten, 2000 Neodamoden und ^ ;
6000 Bundesgenossen an, das. %. 2. Nach seiner Ankunft in Asien
bietet ihm Tissaphernes unter dem Vorgeben, dass er einen für i *
Sparta annehmbaren Frieden beim König auswirken wolle, Waf-
fenstillstand an, den Agesilaos auf 3 Monate (Xen. Ages. I, 10)«! (
annimmt. Nach deren Ablauf macht er einen Einfall in Phrygien, :
während Tissaphernes, von ihm getäuscht, seine Streitkräfte in j
Karien versammelt, um dieses zu vertheidigen, das. §. 11 —15.
[Dass der Zug des Agesilaos im Frühjahr 396 angetreten wurde, ;■ .
geht aus Folgendem hervor. Seine Rückkehr aus Asien fand im 1
J. 394 im Sommer statt, und die Rüstungen dazu begannen im
Frühjahr, s. Anm. 177; nach Xen. Ages. I, 34. Flut. Ages. 14. 15 ^
aber umfassen seine dortigen Unternehmungen einen Zeitraum von ,
2 Jahren, und Xen. Hell. Iii, 4, 20 wird im Frühling 395 (s. das. ;
§. 16) ausdrücklich bemerkt, dass seit dem Auszug des Agesilaos ,
1 Jahr abgelaufen sei. Auch stimmt hiermit die Darstellung der
Vorgänge bei Xenophon vollkommen überein; denn nach den Ereig- ,
nissen des Jahres 396 wird Hell. Iii, 4, 16 der Anbruch des Früh-
lings bemerkt, dann folgt der Zug des Agesilaos nach Lydien und
nach Phrygien, letzterer ä/ua ¡uexonibqcg, das. Iv, 1, 1, hierauf
die Winterquartiere in Phrygien (dass es während seines Aufenthal-
tes Winter daselbst ist, beweist namentlich die Stelle das. §. 14), |i
und im darauf folgenden Frühjahre (s. das. §. 41) ist er eben mit ■
den Rüstungen zu einem Feldzug in das Innere von Asien beschäf- '
tigt, als er den Befehl zur Rückkehr bekömmt, s. das. 2, 1 — 2.]-
bb) Xenophon aus Athen, Sohn des Gryllos, geboren um 444,
Biog. Laert. Ii, 48 f., Genosse des Sokrates, der ihm in der Schlacht
bei Delion das Leben rettete, a. a. 0. Strab. Ix, p. 403, und Schü-
ler des Prodikos, Philostr. Vit. Soph. I, 12, begab sich nach Been-
digung des peloponnesischen Krieges nach Sardes zum Kyros,
Biog. L. Ii, 55. Anab. Iii, 1, 4, trat unter dessen griechische
Söldner ein und führte nach der Schlacht von Kunaxa und der
Ermordung der griechischen Obersten die 10,000 nach Thracien
zurück. In Folge dessen ward er aus Athen verbannt und focht
unter Agesilaos; die Spartaner aber schenkten ihm ein Landgut bei
dem den Eleern entrissenen Skillus, wo er mit Landbau, mit Jagen
und Reiten und mit Abfassung seiner Schriften sich beschäftigte,
Biog. L. Ii, 51. 52. Anab. V, 3, 7. Paus. V, 6, 4. Von dort
durch die Eleer vertrieben, Biog. a. a. 0. 53, begab er sich, obwohl
unterdess von den Athenern zurückgerufen, nach Korinth, wo er
den Rest seiner Tage verlebte, a. a. 0. 56. Nachdem er den Tod
seines Sohnes Gryllos mit Fassung ertragen hatte, a. a. 0. 53, starb
er wahrscheinlich um 355. Seine Schriften, meist historischen und
politischen Inhalts, sind: Kvqov naideia, Avaßagig, Bxxrjvixa,
griechische Geschichte? von der Zeit, wo Thukydides Werk schliesst,
bis zur Schlacht von Mantinea, Aoyog elg Ayrjgtxaov, Aaxedai-
poviarv noxixeia, Athjvaicov noxixela (die drei letzteren angezwei-
felt), Jtoqoi rj neql nqogodwv, über Wiederherstellung der athe-
nischen Finanzen, 'Ie'qorv, Jteql tnnixrjg, ’Innaq/ixog, Kvvrjyexixog,
zum Theil philosophischen Inhaltes: Ano/uvrj/uovev^iaxa Xioxqd-
xovg, Xcoxqaxovg dnoxoyia nqog xovg dixaoxag, Xvfunogtov cpixo-
Go(pcov, Olxovofuxog Xoyog. Seine Sprache galt als Muster des rein-
sten Atticismus, er heisst daher Axxixrj Movga, Biog. L. Ii, 57
(yxvxvxrjxi xrjg eq/urjveiag) und Ar xixrj /uixixra. Vgl. Bion. Hai. Ep. ad
Cn. Pomp. 4. Cens. de vett. script. Iii, 2. Cic. orat. 19. de orat.
Ii, 14. Brut. 35. Quint. X, 1, 82.
cc) Ktesias aus Knidos, Zeitgenosse des Xenophon, war zur
Zeit der Schlacht von Kunaxa Leibarzt des Perserkönigs Artaxerxes
Mnemon, verliess indess den persischen Hof im J. 399 wieder und
kehrte in sein Vaterland zurück, Biod. Ii, 32. Anab. I, 8, 27.
Suid. s. v. Er schrieb in ionischem Dialekt eine Geschichte der
grossen Monarchieen des Orients, zupi Theil nach einheimischen
Quellen unter dem Titel: Itegaixd in 23 Büchern, Suid. a. a. 0.,
von der bei Photios, Bibi. cod. 72, Diodor I. Ii, u. a., Plutarch
vit. Artax., u. a. Auszüge erhalten sind, und eine kleinere Schrift
'Ivdixa, von der Photios ebenfalls einen Auszug giebt, nebst eini-
gen anderen gänzlich verloren gegangenen Schriften.
■ dd) Philistos aus Syrakus, geboren vor dem Angriff der Athener
auf Syrakus, Flut. Nie. 19, Verwandter und Anhänger Dionysios
des älteren, Biod. Xiii, 91. Xiv, 8. Flut. Bion. 11. 36, Com.
N. Bion. 3, lebte dann verbannt zu Adria, Flut. d. exil. 14, p. 605. c,
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X — 1104 v. Chr. Vorgeschichtliches Zeitalter.
7
J. V. Chr.
Wanderungen.
Genealogie
der berühmtesten Königsgeschlechter in
Argos.
1533 *). : Einwanderung des Kekrops aus
i:Sais in Mederägypten nach Athen1 2), jj
1500.
1466. | Einwanderung des Danaos aus
Chemmis in Oberägypten nach Argos4).
Wa
T
Danaos5).
Hypermnestra = Lynkeus.
Athen.
Kekrops3).
Kranaos.
Atthis.
Erichthonios.
1) Die chronologischen Bestimmungen beruhen für diese Periode
einerseits auf den mit ziemlicher Uebereinstimmung überlieferten
Genealogieen der berühmtesten Geschlechter, andererseits auf der
Berechnung der Zeit des trojanischen Kriegs, über welche letztere
s. S. 12. Anm. 25.
2) Die Sagen von den Einwanderungen des Kekrops, Danaos,
Kadmos und Pelops sind in späterer Zeit entstanden und haben nur
insofern eine gewisse geschichtliche Bedeutung, als sie die Ueber-
zeugung der Griechen selbst von einem in der ältesten Zeit stattge-
fundenen Einfluss des Orients auf die Entwickelung Griechenlands
darstellen. Die Sage von der Einwanderung des Kekrops ist ihrer
Entstehung nach die jüngste unter diesen Sagen. Theopompos (im
4. Jahrh. v. Chr.) erwähnte zuerst eine Kolonie der Aegyptier in
Athen {Fr. 172. cd. Müller)-, dass Kekrops aus Sais gekommen, findet
sich erst bei Eusebios u. a. späteren Schriftstellern. Die ältere Sage,
davon ausgehend, dass die Athener eingeboren und unvermischt mit
Fremden seien (s. S. 4. Anm. 15), machte den Kekrops zu einem zwei-
gestaltigen Wesen, das oben Mensch, von der Hüfte abwärts aber
Schlange gewesen [Demosia] Epit. p. 1398. Iustin. Ii, 6, und erzählte
vom Erechtheus (oder vom Erichthonios, Isocr. Panath. p. 248. d.
Apollod. Iii, 14, 6. Paus. I, 2, 5), dass er der Sohn der Erde sei,
Bom. 11. Ii, 546. Herod. Viii, 55. [Nach dem Marm. Par. fällt der
Regierungsantritt des Kekrops ins J. 1581, nach Eusebios ins J. 1557,
nach Hellanikos und Philochoros ins J. 1607.]
3) Die Hauptstellen über das Geschlecht der Könige in Athen
sind Apollod. Iii, 14. 15. 16. Paus. I, 2, 5. 5, 3. Strab. p. 397. Von
Kekrops soll die Burg von Athen Kekropia ihren Namen bekom-
men haben. Derselbe starb übrigens ohne einen männlichen Erben zu
hinterlassen; daher folgte ihm Kranaos {aixoy&wv oiv, Apoll. Ih,
14, 5); des Kranaos Tochter Atthis (von der angeblich der Name
Attika) verheirathete sich mit Amphiktyon, der aber von Erichtho-
nios gestürzt wurde. Ueber die Namen des Landes und Volkes vgl.
Berod. Viii, 44: Asrjvazoi de Ini /xkv Itexagywv tyovxwv xr\v
vvv Fix ¿.da xaxeo/xevrjv Zjgav üexngyol ovvofiacb/xsvot Kqccvccoz,
¿ni 6k Kkr.qonog ßagilkog ¿Tiexxrjlh]Gc(v Kexqonidca, tx6e'^afxivov
6k’Ege/dkos rrjv txqxrjv A&rjvaioi [¿6tovvofj.cca&r}Ociv, Iwvos 6k rov
aovd-ov Gtqcaccqyeü) ysvojuevov lkdr\Vaiolgl tx.xrjxtrjguv Utcö Xovxov
"Laves.
4) S. Herod. Ii, 43. 91. Paus. Ii, 16, 1 und .am ausführlichsten
Apollod. Ii, 1. Danaos ist nach dieser letzteren Stelle gleich seinem
Bruder Aegyptos, vor dem er aus Chemmis flieht, ein Abkömmling
der Ino, s. S. 5. Anm. 28. (Ino — Epaphos — Libye — Belos —
Aegyptos, Danaos). In Argos übergiebt ihm nach seiner Ankunft
Gelanor die Herrschaft, die er darauf an Lynkeus, den Gemahl sei-
ner Tochter Hypermnestra, vererbt. Ueber seine 50 Töchter vgl. noch
Strab. p. 371: a (nämlich die Brunnen in Argos) raig Aavatoiv
avcinxovoiv, ws ixeivwv ¿¡¡svqovgwv, aip ov xax x6 ercos elnelv
xovxo. „Agyos uvv6qov lov zlavcuu Akoav Aqyos kvv6qov“, und
über Danaos selbst ebend.: Trjv 6k uxqgtioxlv xwv Aoyeioiv olxiaae
Xeyexui Aavctog, os xogovxov xovs nrpo ctvxov 6vvugxevovxas kv
xoig xottols vneqßax.kg&al 6oxez, wgxe xax Evqitii6r\s „Ijexctgyiw-
xag wvo/uagfxkvovs xo txqiv Aavciovg xaxezaocu vojyov kdx\x av
Eu66ct.i‘
5) Apollod. Ii, 1 ff. Paus. Ii, 16.
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- Inhalt: Zeit: Antike
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12
Erste Periode. Von den ältesten Zeiten bis zur Wanderung der Dorier und Herakliden.
J. V. Chr. Wanderungen.
1200.
1198. Zug der Epigonen gegen Theben24).
1193 —118425). Trojanischer Krieg26).
1124. Einfall der Thessalier in das (nunmehr so benannte) Thessalien; die Böotier
aus Arne in Thessalien vertrieben27).
1104. Die Dorier unter Führung der Herakliden Temenos, Aristodemos und Kresphontes
im Peloponnes; die Aetolier unter Oxylos in Elis 28).
24) [Nach Apollod. Iii, 7, 2 war der Zug der Epigonen 10
Jahre später als der der Sieben; indess muss man wegen Нот. Ii.
Vi, 222. wenigstens einen Zwischenraum von 15 Jahren annehmen.]
Die Theilnehmer des Zugs sind die Söhne der Sieben (daher Epi-
gonen), nämlich Aegialeus, Sohn desadrastos, Diomedes, Sohn des
Tydeus, Sthenelos, S. des Kapaneus, Promachos, S. des Partheno-
paeos, Thersandros, S. des Polyneikes, Alkmaeon, S. des Amphia-
raos. Der Letztgenannte ist der Führer des Feldzugs, durch welchen
Theben genommen wird, nachdem Laodamas, S. des Eteokles,
geflohen ist. Thersandros wird König von Theben. S. Herod. V,
61. Apollod. Iii, 7, 2 — 4. Paus. Ix, 5, 7. 8, 3. Vgl. Нот. Ii.
Iv, 406. Pindar. Nem. Viii, 41 ff.
25) Die obige Jahresbestimmung beruht auf dem Zeugniss des
Eratosthenes (in der 2. Hälfte des 3. Jahrh. v. Chr.) und Apollodor,
s4 Clem. Alex. Strom. I, 21, p. 402: Eqaxog^ivrjg xovg ypovovg
wde uvccyqcc(f6i' Ало [xiv Tqolag axwgmg 1л1 ‘Hqaxxeedwv
y.itdosov ixt] oydorjxovxa, ivtebxtsv fff Inl xrjg Twvlag xxigiv
ixrj Hgr\xovxa, xd fff xovxoig iljrjg 1л1 /uiv xrjv Inn^onlav xrjv
Avxovqyov ixt] ixarov nevtrjxovja ivvia, ¿nl fff ngor/yoiifisvov
ixog xwv nqonwv 'Olv/xniwv ixrj ixarov oxxw, also 776 -j- 108 —{—
159 —{— 60 —J— 80 = 1183, Diodor. I, 5: Ало di xwv Tqw'lxwv
axoxov&wg Алокхобыры ты Axhjvacq) xitsfiev oydorjxovxa ixrj
Uqog xrjv хав-odov xwv 'Ilqctxxtidwv, ало di xavxrjg iл\ xrjv
nowxrjv ’Oxv^iada dvol Хеслогха xwv Tqiaxogiwv xal xqia-
xovxa, Ovxxoyi&/uevol xovg /gdvovg ало xwv Iv Aaxedai/xove
ßaaixevgavxcov, folglich 776 -f- 328 -}- 80 = 1184, ebenso ebend.
Xiv, 2, 3. Xix, 1. Dionys. Hai. I, 74. Einen Theil dieser Zahlen
finden wir auch Thuc. I, 12 , und so scheint die oben angenom-
mene Zeitbestimmung des trojanischen Kriegs Grundlage oder doch
wesentliches Glied eines weitverbreiteten chronologischen Systems für
die älteste Geschichte gewesen zu sein. Doch finden sich auch mehr-
fache anderweite Angaben. So 1217 —1208, Marm. Par., ungefähr
1280, Herod. П, 145, vgl. П, 13 u. s. w. (Die Abweichung Thuc.
V, 112 ist eine nur scheinbare, da es sich dort nur um eine runde
Zahl handelt.) [Von einer andern Grundlage aus würden sich die
Zahlangaben für den trojanischen Krieg wie für die nächsten Ereig-
nisse etwa um 100 Jahre herabrücken, s. S. 19 Anm. 15.]
26) Ueber den Schwur, den Tyndareos den Freiem um die Hand
seiner Tochter Helena abnahm, als Veranlassung des trojanischen
Krieges, s. Apollod. Iii, 10, 7 — 9, vgl. Thuc. I, 9: Ayauifxvwv xi
fxoi doxft xwv хоте dvva/uei лцооуыу xal oi xogovxov rolg Tvv-
daqeco ojrxoig xaxeixrj/xfxivovg xovg Exivrjg (ivrjgxrjqag aywv xov
axoxov ayeigai. Die Haupthelden des Krieges auf Seiten der Grie-
chen (die bei Homer unter den Gesammtnamen Aavaoc, Aoyeloi,
Ayacoc begriffen werden, s. Thuc. I, 3) sind ausser Agamemnon
und Menelaos: Achilleus, Sohn des Peleus, des Beherrschers von
Phthia, Nestor von Pylos, Odysseus von Ithaka, Aias, Telamons
Sohn, von der Insel Salamis, Diomedes, des Tydeus Sohn, Sthene-
los , Sohn des Kapaneus, Aias, Sohn des Oileus, Idomeneus von
der Insel Kreta u. A. Der König der Troer ist Priamos, der sein,
Geschlecht von Dardanos ableitet (Dardanos — Erichthonios —
Tros — Ilos — Laomedon — Priamos.) Auf ihrer Seite treten nur
Hektor und Aeneias als Helden hervor, jener Sohn des Priamos,
dieser des Anchises (Tros — Assarakos — Kapys — Anchises.)
Uebrigens wurden die Troer von Phrygiern, Lykiem, Mäoniem,
Thrakern und selbst von Päoniern vom Ufer des Axios unterstützt.
Ueber die Stärke der Kriegsmacht der Griechen stellt Thukydides
folgende Betrachtung an, I, 10: vo[x(£eiv di (dxog) xrjv otqutuiv
ixeivrjv fxeyigxrjv uiv ytvig&ac xwv тгро avxrjg, Хнлоиёгт]г di
xwv vuv, г/) со[лтц)оо u'< лосг/ои fi xi Xqv xiivrav&a лютеv£lv,
ijv fixog iл1 то /uticov /uiv лопухrjv ovxa xog/urjgai, o/awg di
(paivexai xal ovxwg ivdeegxiqa' лелосг]хе ydq yixiwv xal diaxo-
aiwv vewv (genauer 1186), xdg fiiv Bolwxwv tlxogl xal ixarov
dvdqwv (Ii. H, 510), xag di Фсхоххг\тоо легтухохта (elend. 719),
drjxwv wg i/uol doxet xdg fisycaxag xal ixayigxag, wonach die
Zahl der Streiter sich auf etwa 100000 Mann berechnet, wozu sich
nach Horn. Ii. Ii, 123 ff. die Zahl der Troer wie 1 zu 10 verhält.
Die politischen Verhältnisse der Griechen erscheinen bei Homer so,
wie wir sie nachher in der monarchischen Zeit in den hellenischen
Staaten überhaupt und wie wir sie namentlich in dem spartanischen
Staate wieder finden, nur dass sie bei Homer nirgends umgrenzt sind
und nirgends auf Gesetzen oder sonstigen Feststellungen, sondern
überall auf göttlicher Ordnung beruhen. Ueberall steht ein König an
der Spitze (ovx aya&ov лохохоодагьг], fig xoiquvog iaxw, 11. Ii,
204) von göttlicher Abkunft (dioyevstg ßaaixrjtg), dem als solchem
zur Ausstattung ein öffentliches Grundstück (xi/usvog) gebührte und
dem man Ehrengeschenke und Ehrenstücke von der Beute (yiqaxa,
dwxlvai, dwqu, d-ifxiaxsg) darbrachte; neben und unter ihm die
seinen Rath bildenden Edlen (yigovxeg, /uidovxsg, rjyrjxoqsg, ¿¿ql-
gxoc, ßagixrjsg, ävaxxeg); endlich das Volk, welches versammelt
wurde , jedoch ohne feste Regel, und nur, um die Beschlüsse des
Königs und seines Rathes zu vernehmen; neben diesen Klassen der
vollkommen Freien noch die tfijrf? und d/aweg, letztere entweder im
Kriege als Beute gewonnen oder von Seeräubern erhandelt. Man
bemerke noch die Erwähnung der Phratrien und Phylen an folgen-
der Stelle: xqiv clvdqag хата ipi/Xa, xaxd (fqrjtqag, Ayd/ue/avov,
wg (pqxitq7! (fqrjxqr](piv aqrjyrj, ipvxa di (pi/Xoig, Ii. Ii, 362.
27) Ueber die Zeitbestimmung s. Anm. 25. Ueber die Sache s.
Thuc. I, 12: xal /uexd xd T()wixu rj 'Exxag ixe ¡xtxavigxaxö
rf xal хата)х1£ето wgxe /uri vov/aoaga av%r}drjval • 77 xe
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Das Zeitalter der inneren Entwickelung des Hellenenthums.
23
Olympiaden- jahr. J. v. Chr. 1 Politische Geschichte. 1
Dorische Staaten. Athen. Kolonieen.
Ii, 3. 770. in Italien etc. im östlichen Meer23). Sinope von Milet24).
•mit, dem Viergespann ('innwv rexeiwv), 01. Xxxiii das Pankra-
tion und das Wettrennen zu Pferd (linnog x£Xrjg) u. s. w., s. Paus.
V, 8, 3. Puseb. Chron. Der Oelzweig als Siegespreis seit 01. Vii,
s. Plileg. Tr. fr. 1, vgl. die schöne Erzählung Herod. Viii, 26
(dort sagt ein Perser zu Mardonios: nanul Maqdovie, xoiovg £n’
ävdqag rfyayeg uayeaojukvovg тцх£ад, oe ov neql удгцисашу tov
uycova tioiovvtui uxxu neqi uqetrjg). Die Zeit der Feier: alle
4 Jahre am 10ten bis 16ten Tage des ersten Monats im Jahr, wel-
cher mit dem ersten Monat des athenischen Jahres, dem Hekatom-
häon, zusammenfiel und sonach mit dem ersten Neumond nach dem
Sommersolstitium (nach einer andern Annahme mit demjenigen
I Neumond, welcher dem Sommersolstitium zunächst lag) begann,
folglich ungefähr in der ersten Hälfte des Juli, s. Sckol. zu Find.
Ol. Iii, 33. 35. V, 6. 8. Die Benutzung der Olympiaden als Aera
findet sich einzeln schon bei Thukydides (Iii, 8. V, 49) und
Xenophon (Hellen. I, 2, 1. Ii, 3, 1), regelmässig zuerst bei
Timäos und unter den erhaltenen Schriftstellern hei Polyhios, Dio-
dor, Dionys von Halikamass. [Die Zusammenstellung der Olym-
piadenjahre mit den Jahren vor Chr. Geh. ist im Texte immer in
der Weise geschehen, dass das Olympiadenjahr als demjenigen
Jahre der christlichen Aera entsprechend angenommen worden ist,
in dessen Laufe es beginnt, so dass also z. B. 01. I, 1 und das
Jahr 776 v. Chr. als sich entsprechend neben einander gestellt
worden sind, während jenes eigentlich vom Juli 776 bis ebendahin
775 reicht; es ergiebt sich also, dass wenn ein Ereigniss in die
Jahreszeit vor der Festfeier fällt, immer das um eins zurücklie-
gende Olympiadenjahr angenommen werden muss.] Als der erste,
welcher den Wettlauf nackt vollführte, was seitdem für alle Gat-
tungen des Wettkampfs Regel wurde, wird Orsippos genannt,
Paus. I, 44, 1, oder Akanthos, Dionys. Hai. Vii, 72, in der
15ten Olymp., Dion. H. a. a. 0. Auszeichnungen der Olym-
pioniken: die feierliche Einholung derselben in ihre Vaterstadt
(elgexuvveiv), wobei nicht selten zur Erhöhung der Feier Thor und
Mauern eingerissen wurden, s. Plut. Symp. Ii, 5, 2. Dio Cass.
Lxiii, 20. Suet. Ner. 25, der Vorsitz bei öffentlichen Spielen und
Festen, Xenophon bei Athen. Xl p. 414, in Athen die Speisung im
Prytaneion, Flat. Apoll. Socr. p. 36. D., in Sparta die Ehre, in der
Schlacht neben dem König zu kämpfen, Plut. Lyc. 22, auch wur-
den ihnen häufig in ihrer Vaterstadt Statuen errichtet. Lycurg.
Leocr. p. 151. Paus. Vi, 13, 1 u. a. Ferner war es den Siegern
gestattet, im heiligen Haine Altis zu Olympia ihre Statue aufstel-
len zu lassen, was häufig auch auf Kosten des Staates geschah,
dem sie angehörten, Paus. V, 21, 1. Vi, с. 1 —18, seit 01. Lix,
s. Paus. Vi, 18, 5. Von den kntdec^eig (Festvorträgen), welche
bei den Spielen stattfanden, ist die berühmteste die des Herodot,
s. Lucian. Herod. 1, 2. Quomodo hist, sit eonscr. §. 42. Suid. s. v.
Qovxvdidrjg. Phot. cod. 60. Marcellin. Vit. Thuc. p. 32, über die
des Gorgias s. Paus. Vi, 17, 5. Heber die allgemeine Bedeu-
tung der Spiele s. lysias bei Dionys. Hai. de Dys. iud. c. 30. (ed.
Reiske. V. p. 520): dycuva ¡xev Gwfiutwv £noir\Ge (Herakles),
ipixoti/xcav de пхоьтох , yvco/xyg de ¿7zidei&v £v toj xuxxigtw
Trjg ‘Exxcidog, i’vu tovtcdv dnuvtwv evexu £g то avто ex&co/uev
tu ¡uev o\po/uevoi tu dk axovoo/uevof rjyriouto yuq tov £v&dde
Gvxxoyov dqyi)v yev£a&ui тотд ‘'Exxrjac Trjg nqbg ¿Xxrjxovg (pixiag.
— Den olympischen Spielen ähnlich, wenn auch nicht von glei-
chem Ansehen, waren die pythischen bei Delphi, welche von
Apollo eingesetzt sein sollen, aber erst seit 01. Xlviii, 3 eine
grössere Ausdehnung und Bedeutung gewannen, s. besonders Paus.
X, 7, 3. Strab. p. 418 — 423. Schol. Find. Pyth. Arg. vgl. Soph.
Pi. v. 681 — 756 und Anm. 67, die nemeischen bei Nemea zu
Ehren des Zeus, als deren Stifter die Sieben hei Gelegenheit ihres
Zuges gegen Theben bezeichnet werden, s. Apollod. Iii ,6,4, die
isthmischen auf dem korinthischen Isthmos, deren Gründung
dem Sisyphos zu Ehren des Melikertes, Paus. Ii, 1,3, oder dem
Theseus zugeschriehen wird, Plut. Thes. 25, letztere beide nach
Puseb. chron. p. 94 f. 01. Li, 3 (arm., Lii, 1 Hieron.) und L, 1
(arm., Xlix, 4 Hieron.) ihren historischen Anfang nehmend (vgl.
jedoch hinsichtlich der isthmischen Plut. Sol. 23), beide übrigens,
nicht wie die andern aller 4, sondern aller 2 Jahre gefeiert.
23) Die Kolonieen im östlichen Meere — nach den früheren
an die Wanderung der Dorier und Herakliden sich anschliessenden
Kolonieen und vor der Seeherrschaft der Athener — geb&n. haupt-
sächlich von Chalkis und Eretria auf Euböa und von Milet, aus.
Öle zahlreichen Kolonieen von Chalkis und Eretria bedecken die
ganze Halbinsel Chalkidike; über sie s. Strab. p. 447 und die
Namen der meisten bei Herod. Vii, 122. 123. Als von Eretria
gegründet wird z. B. erwähnt Mende, Thuc. Iv, 123, als chalki-
disch Torone, ebend. 110. Doch war Potidäa eine korinthische
Kolonie, Thuc. I, 56, und die Städte Akanthos, Stageira, Argilos
und Sane waren von Andros gegründet, Thuc. Iv, 84. 88. 103. 109.
Die Kolonieen von Milet erstreckten sich in grosser Anzahl vom
Hellespont bis ins Innerste des Pontus Euxinus. Scymn. Ch. v. 734:
nxetotug dnoixiag yuq £i- Twvcag (ol Mixr/Gioi) eareixav eig
tov Ilövtov, ov nqlv agevov diu Tug ¿Tie&eoeig Xeyo/uevov
twv ßctoßuqojv nqogijyoqiug irtotrjoav evgeivov rv/eiv. Strab.
p. 635: noxxu de Trjg noxewg eqyu ravttig, /ueyiotov dk tö
nxrjxlog twv uttoexiwv' o Te yuq Eugeirog novrog vnb tovtoiv
gwwxigtul nag xai t] n^onovrlg xal üxxoi nxetaroi Tonoi.
Avafipi£v7]g yovv o Aufxxpuxrjvog ovtcj (prjolv oti xal ”Ixuqov ttjv
vrjßov xal Hrjqov Mixrjgioi Gvvipxiaav xal neql cpxxt\Gtiovtov
tv ¡uev t7) Xedqovrjgm Xifxvug, £v de Tij Aotu Aßvdov Aqigßuv
naigov, £v de rrj Kvccxijvmv vi]Gw laqtuxrjv Kvcixov ‘ £v de rrj
(xegoyucu Trjg Tqqjudog Xxrjxpiv. Ausserdem werden noch als
milesische Kolonieen in jenen Gegenden genannt: Lampsakos,
Strab. p. 589, Kardia, Scymn. 699, Apollonia, das. 730, Odessos,
das. 748, Tomi, das. 765, Istros, das. 769, Tyras, das. 830, Olbia
oder Borysthenes, das. 833, Kepos, das. 890, Sinope, das. 947,
Phasis, Steph. Byz. s. v., Pantikapäon, Strab. p. 310. Neben den
milesischen Kolonieen gab es noch mehrere Kolonieen von Megara
(Chalkedon, Byzantion, Selymbria, Mesembria) und von Lesbos
(Sestos, Madytos, Aenos). Die Zeit der Gründung ist meist unbe-
kannt, die meisten sind in das 7te, eine nicht geringe Anzahl auch
ins 8te Jahrh. v. Chr. zu setzen; im Texte sind nur diejenigen auf-
geführt, deren Zeit sich wenigstens im Ungefähren näher bestim-
men lässt.
24) Sinope wurde zweimal von Milet aus gegründet, das zweite
Mal nach Hieron. Chron. im Jahr 630 (= 1387 Abr.) p. 89; die
erste Gründung ist ungefähr in das oben genannte Jahr zu setzen,
weil Trapezus nebst Kötyora und Kerasus von hier aus gegründet
wurde, s. Anm. 25. Es wird ausser Scymn. 947 noch als milesisch
genannt Xen. Anab. V, 9, 15. Diodor. Xiv, 31. Strab. p. 545.
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41
't
Erster Abschnitt.
Die Perserkriege.
50« bis 479 v. Chr.
Olympiaden- jahr. Jahr v. Chr. Politische Geschichte.
Lxx, 2. 499. Die Ionier überfallen mit den Hülfstrnppen von Athen und Eretria Sardes und verbren- nen es x); werden aber auf dem Rückzuge bei Ephesos geschlagen1 2). Die Städte am Hellespont und Karien und Kypros schliessen sich dem Aufstandean3).
Lxx, 3. 498. Kypros von den Persern wieder unterworfen4); allmähliche Unterwerfung der Städte auf dem Festlande5). Des Aristagoras Flucht und Tod 6).
1) S. Herod. V, 99 —101. [Die Chronologie dieser Zeit bis
B zum Jahre 490 beruht auf folgenden Gründen. Ueber das Jahr 490
Iß als Jahr der Schlacht bei Marathon, s. Anm. 16; 2 Jahre vorher
0 fand der Zug des Mardonios statt, also im Jahre 492, s. Herod. Yi,
ß 95 vgl. mit ebend. 46 und 48, wieder 2 Jahre früher die Eroberung
v von Milet, s. Herod. Vi, 31 und 43, die Eroberung von Milet aber
e erfolgte im 6ten Jahre des Aufstandes, s. Herod. Yi, 18. Ueber den
1 Verlauf des Aufstandes sind unsere Nachrichten nicht so vollständig,
i dass die Ereignisse sich mit Sicherheit nach den einzelnen Jahren
0 ordnen liessen.]
2) Herod. Y, 102. Die Athener verlassen hierauf Kleinasien
; und enthalten sich fernerhin aller Theilnahme an dem Kriege, s.
s ebend. 103. Demungeachtet war der Zorn des Perserkönigs am
1 meisten gegen sie gerichtet, s. ebend. 105: ßaailet di Accqecü} wg
1 ¿¡¡riyysk&ri J^rigsig ukovgug k/u7re7iqfja&Ki vno re A&T)vaicov xal
loivojv —, Ttqwtct /ukv Xkyttcu avrov, tog Itiv&£to tctvrct, Acovwv
i oiistva koyov noiriga^ievov, sv eissrct wg ovroi ys oi/ xccranqdt-
%ovrca ¿Ttootuvtfg, eiqsg&cci ohivsg fhv oi Ad-r\va7ol, {ietu Sk
nv&o/utvov nhijoca to rogov, Xctßovtct Sk xal Ini&ivra oigtov
[ i rivco kg tov ovqkvov anezvca xac fuv kg tov rjkqtt ßaxsvra tlntiv
cd Zev, kxyevko&ca /xot A&rjvctiovg Tigcco&ai' einavra Sk Tavrct
Ttoogrd^ai ivl tiov &tqctn6vt(ov Seinvov nooxtijukvov avr(ß ig
| Tqig kxagtote slntlv Signora, /uk/uvso tüv A&rjvactov. Somit
; wurde der Aufstand der Ionier durch die Theilnahme der Athener
an demselben ein Hauptanlass zu den Perserkriegen, vgl. indess
r Anm. 8. 13. 20.
3) Herod. Y, 103. 104. (Von Karien trat indess nur der
grösste Theil bei und auf Kypros schloss sich Amathus von der
Theilnahme aus, s. a. a. O.)
4) Gegen Kypros wurde Artybios mit einem Landheer und die
phönikische Flotte geschickt. Letztere wurde von den zur Hülfe
herbeigerufenen Ioniern geschlagen, dagegen erlitten die Kyprier
selbst zu Land eine völlige Niederlage, worauf die Insel unterworfen
wurde, Herod. Y, 108 —115. Die Kyprier hatten sich ein Jahr
lang der Freiheit erfreut, Herod. V, 116.
5) Daurises erobert Abydos, Perkote, Lampsakos und Paisos
am Hellespont, Herod. Y, 117, wendet sich aber dann gegen
Karien, wo er zuerst in 2 Schlachten siegt, dann aber überfallen
wird und mit seinem ganzen Heere umkommt, Herod. Y, 117—121.
Gleichzeitig wird Kios an der Propontis und das im Besitz der
Aeolier befindliche ehemalige Gebiet von Troja von Hymeas und
Klazomenä und Kyme von Artaphernes und Otanes unterworfen, s.
ebend. 122 — 123.
6) Aristagoras giebt die Sache der Ionier auf und zieht sich
nach Myrkinos zurück, wo er mit seinem Heere von den Thrakiem
erschlagen wird, Herod. V, 124 — 126. Nach der Flucht und dem
Tode des Aristagoras wird in Betreff der Ereignisse des ionischen
Krieges nichts weiter erzählt, als dass Histiäos in Kleinasien
ankommt, mit dem Auftrag des Perserkönigs, den Oberbefehl
gegen die Aufständischen zu übernehmen, aber mit der Absicht,
das persische Heer an dieselben zu verrathen, dass er aber von
Artaphernes entlarvt wird und hierauf als Seeräuber auf den Inseln
des Archipels und an den Küsten Kleinasiens umherirrt, Herod.
Yi, 1 — 5, wobei er im Jahre 494 oder 493 seinen Tod fand,
ebend. 26—30.
Peter, griech. Zeittafeln. 4. Aufl.
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Einleitung.
Eintheilung, Bodenbeschaffenheit Und Aelteste Bevoelkerung Von
Griechenland.
Griechenland (cellag) ist der südlichste Theil der grossen östlichen Halbinsel von Europa, welche sich
zwischen dem adriatischen und schwarzen Meere im Süden der Donau ins Mittelmeer erstreckt. Im Norden
wird es von dem keraunischen und kambunischen Gebirge, im Westen vom ionischen und sikelischen, im Süden
vom myrtoischen oder libyschen, im Osten vom ägeischen Meere begrenzt. Seine grösste Länge (zwischen dem
41. und 36. Grade) beträgt etwa 60 Meilen, die Breite (zwischen dem 17. und 22. Grade) wechselt zwischen 45
und 20 Meilen. Der Flächeninhalt beläuft sich auf etwa 1800 Quadratmeilen.
Dieses ganze Land zerfällt zunächst in zwei Theile, in die in sich zusammenhängende eigentliche Masse,
Nord- und Mittelgriechenland, und in die durch das Eindringen des Meeres von Osten und Westen gebildete,
nur durch eine schmale Landenge mit jener Masse zusammenhängende Halbinsel des Peloponneses. Ausserdem
werden noch zahlreiche im Osten und Westen gelegene Inseln zu Griechenland gerechnet.
Nord- und Mittelgriechenland wird hinsichtlich seiner Gestalt und Beschaffenheit durch einen Gebirgszug
bestimmt, welcher, ein Hauptglied des (die ganze grosse Halbinsel bedeckenden Gebirges bildend, sich an die
dalmatischen Alpen anschliesst und v<u da als Wasserscheide zwischen dem adriatischen und ägeischen Meere in
südöstlicher Richtung bis zum südöstlichsten Punkte von Mittelgriechenland, dem Vorgebirge Sunion, fortläuft.
Beim Eintritt in die Grenzen Griechenlands entsendet derselbe unter dem 40. Gr. n. Br. vom Lakmon als Kno-
tenpunkte die genannten Grenzgebirge, das keraunische und kambunische; dann setzt er seinen Lauf unter dem
Namen Pindus bis zum 39. Grade fort. Hier entsendet er, einen neuen Knotenpunkt in dem Tymphrestos
bildend, wiederum zwei Querketten, den Othrys und Oeta, die beide in paralleler Richtung in geringer Ent-
fernung von einander nach dem ägeischen Meere laufen. Südlich vom Tymphrestos setzt sich dann der Haupt-
gebirgszug in den Gipfeln des Parnassos, des Helikon, des Kithäron, des Parnes und des Hymettos bis zu
seinem Endpunkte, dem sunischen Vorgebirge, fort.
Im Westen dieses Gebirgszuges ist das ganze Land meist mit Parallelketten desselben erfüllt. Dieser Theil
ist desshalb weit weniger gegliedert als der östliche, und da er ferner wenig Häfen besitzt, da er auch den
Kultureinflüssen, die in alter Zeit alle von Osten kommen, abgewendet ist, so hat er an der Entwickelung der
griechischen Kultur geringen und fast nur durch Kolonieen anderer günstiger gelegener Staaten vermittelten
Antheil genommen. Da jene Parallelketten die ganze Länge des westlichen Theiles durchlaufen, so erklärt es
sich, dass sich hier der längste unter allen Flüssen Griechenlands findet, der Acheloos (j. Aspropotamo), welcher
auf dem Lakmon entspringend, in den korinthischen Meerbusen mündet.
Desto reicher und mannichfaltiger ist der Osten entwickelt. Hier stossen wir, von Norden nach Süden
herabgehend, zunächst auf ein ausgedehntes fruchtbares Thalbecken, welches im Norden von dem kambunischen
Gebirge, im Westen vom Pindus, im Süden vom Othrys, im Osten vom Pelion und Ossa (in welchen sich der
Othrys nördlich bis zum kambunischen Gebirge fortsetzt) rings eingeschlossen wird. Dieses Thalbecken wird
vom Peneios in weitem Bogen durchströmt, welcher auf dem Lakmon entspringt und durch das enge Thal Tempe
zwischen dem Olymp, dem 9160 Fuss hohen östlichsten Gipfel des kambunischen Gebirges, und dem (6017' hohen)
Ossa seinen Ausweg in das Meer (die einzige Oeffnung des Kessels) gefunden hat. Die von den Höhen überall in
Fülle herabströmenden Gewässer bilden die 2 Seen, Nessonis am Fusse des Ossa, und Böbeis am Fusse des
Pelion.
Zwischen Othrys und Oeta folgt hierauf die schmale, sich nur allmählich einigermaassen erweiternde, aber
ebenfalls sehr fruchtbare Thalrinne des Spercheios, welcher auf dem Tymphrestos entspringt und das Thal bis
Peter, griech. Zeittafeln. 4. Aufl. 1
1873 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Peter, Carl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Einleitung. Eintheilung, Bodenbeschaffenheit und älteste Bevölkerung von Griechenland.
zum Meere hin in zwei ziemlich gleiche Hälften zerschneidet. Der Oeta tritt bis dicht ans Meer heran und
lässt, indem er steil gegen dasselbe abfällt, nur einen schmalen Streifen Landes, den Engpass der Thermopylen1),
übrig. Die Küste des Landes, sonst bis hierher ganz hafenlos, wird in der Gegend der Mündung des Spercheios
durch den malischen (j. Meerbusen von Zeituni) und etwas nördlich davon zwischen dem Othrys und Pelion
durch den pagasäischen Meerbusen (j. Meerb. v. Volo) durchbrochen.
Südlich vom Oeta finden wir wieder ein Thalbecken von ähnlicher Beschaffenheit wie das des Peneios,
jedoch von geringerer Ausdehnung, das des Kephissos und des Asopos. Dasselbe ist vom Oeta, Parnass, Helikon,
Kithäron, Parnes und im Osten vom Knemis eingeschlossen. Nur der Asopos findet einen Ausweg zwischen dem
Parnes und Knemis; der Kephissos sammelt sich in dem See Kopais, der nur^inen unterirdischen Abfluss hat;
andere Gewässer bilden einen zweiten See, Hylike. Ausser diesem Becken enthält aber das Land südlich vom
Oeta noch das Gebirgsland des Parnass und des westlich davon in gerader südlicher Richtung hinstreichenden
Korax, ferner den Südabhang des Oeta selbst, das Gebirgsland des Knemis und endlich noch ein halbinsel-
artiges Land, welches sich vom Kithäron und Parnes bis zum Vorgebirge Sunion ins Meer erstreckt und meist
(im Osten) gebirgig ist, daneben aber auch einige fruchtbare Ebenen enthält. Längs der ganzen Ostküste
südlich vom Oeta erstreckt sich die gebirgige Insel Euböa (j. Negroponte), nur durch einen schmalen Euripus
vom Festlande getrennt. Die Südküste des Landes zeichnet sich durch schöne Häfen aus.
Die Grenze zwischen Nord- und Mittelgriechenland wird durch den Oeta und durch den tief in die West-
küste einschneidenden Meerbusen von Ambrakia (j. von Arta) gebildet. Von dem Peloponnes wird Mittelgrie-
chenland durch den saronischen und korinthischen Meerbusen (j. Meerbusen von Aegina und von Lepanto) getrennt.
Die Verbindung mit dem Peloponnes bildet der Isthmos von Korinth, ein schmaler niedriger Bergrücken, der
an der schmälsten Stelle noch nicht völlig eine Meile breit ist, und vor dem sich im Norden das Geraneia-
gebirge, im Süden das Oneiongebirge vorlagert, jenes Mittelgriechenland, dieses den Peloponnes abschliessend.
Der Peloponnes selbst ist, wie das übrige Griechenland, durchaus ein Gebirgsland, aber von wesentlich
verschiedener Construction. Den Kern desselben bildet ein plateauartiges Mittelland von einer Ausdehnung
von etwa 90 Quadratmeilen, welches die Gestalt eines ziemlich regelmässigen Quadrats hat und von hohen sich
nur im Westen auf eine kurze Strecke öffnenden Randgebirgen umschlossen ist. Der Lauf dieser Randgebirge
wird durch die Berge Pholoe, Lampeia, Erymanthos, Aroania, Kyllene (7308' hoch), Artemision, Parthenion,
Parnon und Lykäon bezeichnet. Die übrige Halbinsel besteht theils in Abstufungen der Randgebirge (so beson-
ders im Westen und Norden), theils (im Osten und Süden) in Zweigg^ebhgen, die, von den Randgebirgen aus-
laufend, sich zum Theil weit ins Meer erstrecken. Das bedeutendste fieser Zweiggebirge ist der Taygetos,
welcher vom Südrande des Mittellandes sich bis zum Vorgebirge Tänarsn «erstreckt und eine Höhe von 7416'
erreicht. Oestlich davon setzt sich der Parnon nach Süden bis zum Vorgebirge Malea fort, im Westen läuft der
Aegaleos von der Südwestecke der Randgebirge aus; das vierte der Zweiggebirge schliesst sich an die Nordost-
ecke derselben an und läuft in östlicher Richtung bis zum Vorgebirge Skyllaeon fort. Das Meer dringt zwischen
diese Ketten ein und bildet tiefe Meerbusen (den argolischen, lakonischen und messenischen). Daher die überaus
reiche Küstenentwickelung des Peloponnes (89x/2 Meilen zu 392 Quadratmeilen Flächeninhalt)2). Grössere
Flüsse hat die Bodenbeschaffenheit nicht gestattet; sie sind meist Küstenflüsse von kurzem Lauf und wenig
Wasser, und nur der Eurotas zwischen Taygetos und Parnon, der Pamisos zwischen Taygetos und Aegaleos
und der Alpheios, der in der Südostecke der Randgebirge am Parnon entspringend sich dann durch das Mittel-
land hindurchwindet und an jener offenen Stelle zwischen dem Pholoe und Lykäon einen Ausweg aus demselben
findet, verdienen als von grösserer Bedeutung genannt zu werden.
Im Ganzen ist der Boden von Griechenland von der Art, dass ihm, abgesehen von den Thälern von meist
geringer Ausdehnung, nur durch angestrengte Arbeit ein grösserer Ertrag abgewonnen werden kann, aber das
Klima ist mild und für den Mangel des Bodens leistet die Schifffahrt reichen Ersatz, zu welchem die weite
Ausdehnung und der Hafenreichthum der Küste einladet. Eine weitere Eigenthümlichkeit von Griechenland bietet
die grosse Verschiedenheit des Klimas und des Bodens und die Theilung des ganzen Landes in kleinere, durch
Höhenzüge von einander geschiedene Stücke, welche die Vereinigung der Bevölkerung zu Einem Ganzen fast
unmöglich machte. Der Peloponnes unterschied sich von dem übrigen Griechenland durch seine feste innere
Abgeschlossenheit und wurde daher häufig als die Akropolis von ganz Griechenland angesehen.
Wie die Beschaffenheit des Festlandes, so ist auch im Ganzen die der Inseln, welche sich theils an der
West- und Südküste hinziehen (Kerkyra, Leukas, Ithaka, Kephallenia, Zakynthos, Kythera), theils das ägeische
Meer erfüllen. Ein Theil dieser letztem bildet die Gruppe der um Delos herumliegenden Kykladen; die übrigen
1) Dessen Beschreibung bei Herod. Vii, 176. 335: sötiv Ilexonsw^aog ioixvia (pvxxcp nxaxavov ro G/rj/ua,
2) Daher auch die Blattgestalt des Peloponnes, s. Strab. p. 83. und so oft bei den Alten.
1873 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Peter, Carl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Einleitung. Einteilung, Bodenbeschaffenheit und. älteste Bevölkerung von Griechenland.
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kleineren Inseln im ägeischen Meere werden unter dem Namen der Sporaden zusammengefasst. Nach Süden
wird dieses Inselgebiet durch die beiden grossen Inseln Kreta und Kypros abgeschlossen.
Die Eintheilung des Festlands in Landschaften ist folgende:
I. Nordgriechenland zerfällt in die 2 Landschaften Epeiros und Thessalia, die durch den Pindus
geschieden sind, und von denen letztere ausser den beiden Thälern des Peneios und Spercheios noch das
G-ebirgsland des Pelion und Ossa, Magnesia, umfasst.
Ii. Mittelgriechenland enthält 8 Landschaften: 1) Akarnanien; 2) Aetolien, die beiden westlichsten,
durch den Korax von dem übrigen Mittelgriechenland, von einander durch den Acheloos getrennt; 3) Lokris,
und zwar zunächst das erste Dritttheil dieser Landschaft, welches auf den Südabhängen des Korax liegt, das
Lokris der Ozoler; die beiden andern Dritttheile, das epiknemidische und opuntische Lokris, liegen auf dem Ost-
abhange des Knemis und des sich an diesen anschliessenden Mykalessos; 4) Phokis, auf den Ost- und Südatn
hängen des Parnassos und am mittleren Lauf des Kephissos; 5) Doris, am Südabhange des Oeta und am
oberen Laufe des Kephissos bis zum Parnass hin; 6) Böotien, jenes vom Oeta, Parnass, Helikon, Kithäron,
Parnes und Knemis eingeschlossene Thalbecken; 7) Attika, die südlich vom Kithäron und Parnes gelegene Halb-
insel (nicht ganz 40 [j M. gross mit einer Küstenlänge von 24 M.); 8) Megara, im Gebiet des Geraneia-
gebirges.
Iii. Der Peloponnes umfasst folgende 6 Landschaften; 1) Arkadien, das mittlere Hochland; 2) Achaja,
die nördliche Abdachung der Randgebirge Arkadiens; 3) Argolis, nebst Sikyon, Korinth und Phlius, der öst-
lichste, theils an der Abdachung des Kyllene, theils am öneischen Gebirge gelegene, theils das Gebiet jener
östlichen Zweigkette der arkadischen Randgebirge umfassende Theil der Halbinsel; 4) Lakonika, das Gebiet
des Parnon und des Taygetos und des Flusses Eurotas; 5) Messenien, das Land westlich vom Taygetos bis an
den Nedafluss im Nordwesten; 6) Elis, theils Abdachung des Lykäon, theils an der Oeffnung der Randgebirge
flaches Küstenland, theils Abdachung und Verzweigung des Pholoe und Erymanthos.
Als älteste Bevölkerung von ganz Griechenland wird allgemein das pelasgische Volk bezeichnet, welches
aus dem mittleren Asien kommend und dem grossen weitverbreiteten indo-germanischen Volksstamme angehörig,
sich in einer vor aller historischen Kunde vorausgehenden Zeit theils unter dem allgemeinen Namen der Pelas-
ger (von denen die tyrrhenischen Pelagep einen besonderen Zweig bilden), theils unter den Namen Leleger, Kau-
konen, Kureten, Karer, theils unter Iah besonderen Namen von Zweigvölkern über ganz Griechenland und über
die Küsten der benachbarten Meere azisbreitete3).
Epeiros hat von der ältester:, Zeit an eine pelasgische Bevölkerung gehabt (die namhaftesten der dortigen
pelasgischen Völkerschaften sind die Graiker, Chaoner, Thesproter und Molosser) und dieselbe auch bis in die
späteste Zeit behalten4); es ist der hellenischen Entwickelung immer fremd geblieben5). Nur die Seiler am
Westabhange des Tomarosgebirges und im Süden des Sees Pambotis (j. See von Janina) machen hiervon eine
Ausnahme, sofern dieselben theils durch das in ihrem Gebiet gelegene Orakel von Dodona, theils durch ihre Wan-
derungen auf ganz Griechenland in der älteren Zeit einen nicht unbedeutenden Einfluss ausgeübt haben6).
3) Dass die Pelasger dem indogermanischen Volksstamme ange-
hören, geht aus der Stammverwandtschaft der griechischen Sprache
mit den übrigen indogermanischen Sprachen hervor. Die Griechen
seihst sahen freilich die älteste Bevölkerung als ureinheimisch und
ursprünglich an und nannten sich desshalb ngoolxpvoc und ypyevetg.
Ueber die Ausbreitung der Pelasger ist eine Hauptstelle Strab. p. 220
u. 221: Toi/g dl üexaoyovg, dxc fi.lv aqyalov тс cpvxov хата xpv
Exxäda naouv Inenoxags xal fidxcaxa naget тосд Aloxevdc rotg
хата @етtaxiav, ¿fioxoyovacv änavxeg oyeddv тс. Daher sagt
auch Herodot (Ii, 56): Trjg vvv Exxddog, ngoxsgov dl Пехаоусрд
xaxevfilvpg, vgl. Thucyd. I, 3, und gedenkt (Viii, 44) der alten Zeit
als derjenigen, wo die Pelasger ganz Griechenland inne gehabt. Ueber
die tyrrhenischen Pelasger ist die Hauptstelle Time. Iv, 109: Kai тс
xal Xaxxcdcxöv Ivc ßga^v, то fff nxelmov Ilexaaycxbv to'jv xal
Apfivov поте xal A&pvag Tugapvcsv olxpoavxm’. Kaukon wird
Appllod. Iii, 8, 1. unter den Söhnen des Lykaon und Enkeln des
Pelasgos angeführt, womit die Kaukonen unter den allgemeinen Begriff
des pelasgischen Volksstammes gebracht werden. In Betreff der Lele-
ger, Kureten und Karer (vielleicht auch der Thraker) ist die Zuge-
hörigkeit zu dem pelasgischen Stamme nicht durch besondere Zeug-
nisse der alten zu belegen, sondern nur aus ihrer ganz gleichen
Stellung zu schliessen. Vgl. die folgenden Anmerkungen.
4) s. Strab. p. 221: noxxol dl xal rd 'Ilnecgoncxd ed-vp 77s-
Xagycxa elgpxaacv, cog xal filygc deijgo Inao^avtwv.
5) Desshalb rechnen die (Alten selbst Epeiros gewöhnlich nicht
zu Griechenland, s. Strab. p. 323. 334. Bio Cass. Liii, 12.
6) Die Seiler wurden auch Heller und Helloper genannt und
waren ebenfalls ein pelasgisches Volk, s. Strab. p. 327 u. 328. Das
Orakel in Dodona war uralt und ehedem das einzige in Griechenland
(Berod. Ii, 52: ro yctg dp fiavtpcov tovto vsvoficaxac ugyacora-
tov xcbv Iv 'Exxtjgc ygpaxpgccov eivac xal pv xov ygovov tovtov
fiovvov), und war dem Zeus gewidmet, der desshalb Hom. Ii. Xvi,
234. der Dodonäische und Pelasgische genannt wird; die Seiler selbst
sind seine vnocppxac, s. ebend. v. 236. Ueber dieses Orakel s. haupt-
sächlich Hesiod. fragm. 80. ed. Göttling., Herod. Ii, 52 — 57. Strab.
p. 328. Fausan. I, 17, 5. Viii, 23,4. Der Besitz des ältesten Ora-
kels und der uralte Dienst des Zeus lässt uns das Gebiet der Seiler
als einen ursprünglichen Sitz griechischer Kultur erscheinen. Wie
hoch dort der Ackerbau, diese jedenfalls von den Pelasgern mitge-
brachte Grundlage aller Kultur, geachtet wurde, geht aus der
merkwürdigen Anrufung der Mutter Erde hervor, welche die Prie-
sterinnen in Dodona zuerst gebraucht haben sollen: 7er xagnovg
aviet, dio xxy&Te /uarlga raiav, Faus.1l, 12, 5. Ueber die
Wanderungen der Seiler s. S. 8. Anm. 6 u. 7.